Ja, ich betrachte es sogar als eine Pflicht. Menschenrechte spielen in meiner Arbeit immer eine Rolle und lenken oft unbewusst meinen Pinsel, selbst wenn ich Landschaften oder onirische und abstrakte Werke male.
Die wenigen Künstler*innen, die sich in Kambodscha kritisch äussern, habe Menschenrechtsverletzungen selbst erlebt. Andere Künstler*innen, die in der Regel aus der städtischen Oberschicht kommen, sich sind dieser Themen überhaupt nicht bewusst.
Glücklicherweise nicht, aber das Risiko besteht – wenn sie denn mehr von moderner Kunst verstünden und meinen Werken mehr Aufmerksamkeit schenken würden. Wenn die Behörden wüssten, wie man die versteckte Bedeutung von Kunstwerken «liest», hätte ich sicherlich Probleme bekommen. 2016 wurde eine meiner Serien vom französischen Kulturzentrum und anderen Galerien in Phnom Penh abgelehnt, um Probleme zu vermeiden. Schliesslich hatte sich das deutsche Kulturzentrum bereit erklärt, die Ausstellung zu organisieren. Es ist dann aber nichts passiert.
In Kambodscha werden die Menschenrechte auf vielen Ebenen von den Machthabenden verletzt. Allein kann ich nicht viel tun, also brauchen wir Menschenrechts-NGOs, die ihre Stimme erheben, unsere Rechte und die Meinungsfreiheit schützen. Sie sind zumindest ein kleiner Schutzschild gegen die Untaten der Mächtigen.
Was die Entscheidungsträger in Kambodscha betrifft, habe ich wenig Illusionen. Aber was die Bevölkerung betrifft, möchte ich wirklich, dass die Leute meine Kunst verstehen. Ich möchte durch die Malerei meine persönlichen Ansichten über die Gesellschaft zum Ausdruck bringen, und ich wende mich vor allem an die jungen Leute.
Ich hoffe, dass sie erkennen werden, wie wichtig die Kunst ist. Und ich bin optimistisch, denn in den letzten Jahren – seit Covid – habe ich mit Genugtuung festgestellt, dass immer mehr junge Khmer den Kunstraum besuchen, den ich mit zwei anderen Künstler*innen eingerichtet habe - und nicht mehr nur Ausländer*innen und Tourist*innen.
Ich hoffe, dass meine Bilder es den Menschen ermöglichen, die Realität anders zu lesen und so die Mängel der Gesellschaft besser zu erkennen. Und ich hoffe, dass sie lernen, wie Kunst den Geist beeinflussen und die Gedanken der Menschen bereichern kann.