Der Mordversuch an Joel Amaral, einem Künstler und nationalen Mobilisierer für den Oppositionspolitiker Venâncio Mondlane, gibt Anlass zu grosser Sorge.
Joel Amaral war am 13. April 2025 um 15 Uhr von der Kirche im Viertel Coalane auf dem Weg nach Hause, als Unbekannte in der Stadt Quelimane in der Provinz Zambézia auf ihn schossen. Zwei Kugeln trafen ihn, eine davon am Kopf. Sein Zustand war kritisch und er wurde so schnell wie möglich in das Zentralkrankenhaus in Quelimane gebracht.
Am Morgen des 14. April bestätigte das Krankenhaus in einer Pressekonferenz, dass Joel auf der Intensivstation läge. Nach Angaben der Ärzti*innen ist seine linke Kopfhälfte betroffen. Nach der Erstbehandlung befindet er sich nun nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr.
Joel Amaral wurde 2023 weithin bekannt, als er Songs, die viral gingen, zur Unterstützung der Opposition produzierte. Seit Beginn der Proteste nach den Wahlen im Oktober 2024 kommt es immer häufiger zu gezielten Entführungen und Angriffen auf Anhänger*innen der Opposition. Der Mordversuch an Joel Amaral reiht sich in diesen alarmierenden Trend ein.
Joel Amaral begann seine politische Laufbahn im Jahr 2023, als er bei den Kommunalwahlen öffentlich die Oppositionspartei RENAMO unterstützte. Er erlangte schnell landesweit Aufmerksamkeit, indem er Tausende Menschen durch seine einzigartige Fähigkeit, Protestmärsche in Feste zu verwandeln, mobilisierte. Mit seinem Talent, sehr beliebte politische Songs zu kreieren, wurde Joel auf der Strasse als MC Trufafá bekannt.
2024 trat er dem Wahlkampfteam des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten und Oppositionsführers Venâncio Mondlane bei. Wieder spielte Joel Amaral eine Schlüsselrolle bei der Mobilisierung grosser Menschenmengen im ganzen Land, sowohl während der Kampagnen als auch bei den Protesten nach den Wahlen.
Neben seiner politischen Tätigkeit ist Joel Amaral auch im öffentlichen Dienst der Gemeinde Quelimane tätig, wo er früher Stadtrat für Kultur war. Er ist ausserdem Vater von zwei Kindern, Künstler und Schlagzeuger der Band Tudulos.
Seit den letzten Parlamentswahlen am 9. Oktober 2024 herrscht in Mosambik politische Unruhe. Seither wurden nach Angaben lokaler zivilgesellschaftlicher Organisationen, die diese Krise beobachten, fast 400 Menschen getötet, mehr als 3.500 verletzt und mindestens 4.000 inhaftiert.
Die politischen Spannungen eskalierten am 19. Oktober 2024, als zwei Oppositionelle, der Rechtsanwalt Elvino Dias und das führende Mitglied der PODEMOS-Partei Paulo Guambe, in der Stadt Maputo erschossen wurden. Laut Medienberichten wurden mehr als 20 Kugeln auf sie abgefeuert. Beide gehörten dem Team des Oppositionsführers Venâncio Mondlane an.
Im Januar prangerte die Partei PODEMOS öffentlich an, dass seit Oktober 2024 mehr als 100 Personen, die mit der Partei in Verbindung stehen, entführt oder getötet worden seien.
Am 7. Januar 2025 fiel Arlindo Chissale, ein Journalist, Politiker und Unterstützer von Venâncio Mondlane, in der Provinz Cabo Delgado dem Verschwindenlassen zum Opfer. Zeug*innen berichteten seiner Familie, dass sie an diesem Tag sahen, wie er aus einem öffentlichen Kleinbus geholt und geschlagen wurde und dann mutmassliche Angehörige der Streit- und Sicherheitskräfte mit ihm davonfuhren. Die Behörden haben noch keinerlei Angaben zu seinem Verbleib gemacht.
Am 23. Februar prangerte Dinis Tivane, Berater von Venâncio Mondlane, öffentlich an, dass Schüsse auf sein Haus abgegeben worden waren, und zeigte dabei mehr als 24 Einschusslöcher im Tor seines Hauses in Maputo.
Am 8. März wurden Daniel Guambe und Rafito Sitoe, zwei aktive Anhänger von Venâncio Mondlane, im Bezirk Massinga in der Provinz Inhambane in einem Fahrzeug erschossen. Am 19. Oktober 2024 waren die Anwälte Elvino Dias und Paulo Guambe auf die gleiche Weise ums Leben gekommen.
