Hamid Farhadi arbeitet als Journalist für die im Ausland ansässige unabhängige Zeitung Etilaatroz. Er wurde am 3. September 2024 von Angehörigen des Innenministeriums der Taliban bei sich zuhause in der Hauptstadt Kabul festgenommen. Auch sein Bruder wurde in Gewahrsam genommen, kam jedoch nach zwei Tagen wieder frei. Hamid Farhadi wurde ohne Erklärung und ohne offiziellen Haftbefehl von Taliban-Soldaten mitgenommen und zum Innenministerium gebracht. Laut Angaben der Taliban habe Hamid Farhadi «regimefeindliches Material» verbreitet, wofür sie «stichhaltige Beweise» hätten.
Während seines Verhörs und seiner Inhaftierung wurde der Journalist misshandelt und auch in Einzelhaft gehalten, wodurch sich seine psychische Gesundheit stark verschlechtert hat. Am 19. September 2024 wurde Hamid Farhadi ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand vor ein Taliban-Gericht in Kabul gestellt, wo er der mutmasslichen Propaganda gegen die De-facto-Behörden der Taliban beschuldigt und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Der Vorwurf scheint sich ausschliesslich auf seine Zusammenarbeit mit Etilaatroz zu stützen, insbesondere seine journalistische Berichterstattung über das Bildungsverbot für Mädchen.
Hamid Farhadi wurde zunächst in das Gefängnis Pul-e Charkhi gebracht, wurde dann am 28. März 2025 jedoch ohne Erklärung oder Vorankündigung in das Bagram-Gefängnis verlegt. Während dieser gesamten Zeit hatte der Journalist keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand. Seine Familie darf ihn nur einmal im Monat für 30 Minuten in Anwesenheit eines Taliban-Soldaten besuchen. Es gibt daher Grund zur Sorge, dass er möglicherweise misshandelt und nicht angemessen medizinisch versorgt wird.
Die willkürliche Inhaftierung von Hamid Farhadi und die fehlende rechtliche Vertretung ist ein klarer Verstoss gegen seine Rechte auf freie Meinungsäusserung und ein faires Verfahren, die im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte festgeschrieben sind, dessen Vertragsstaat Afghanistan ist.
In der Vergangenheit arbeitete Hamid Farhadi mit verschiedenen Organisationen und Medienkanälen zusammen, darunter Qara Consultancy, dem Fernseh- und Nachrichtensender Tolo und dem ehemaligen Versöhnungsrat (High Council for National Reconciliation). In den vergangenen drei Jahren berichtete er unter anderem über aktuelle Entwicklungen und die von den De-facto-Behörden der Taliban verhängten Einschränkungen gegen Frauen und Mädchen. Offenbar waren seine jüngsten Etilaatroz-Artikel über das Bildungsverbot für Mädchen der Grund für seine willkürliche Festnahme und Inhaftierung.
Nachdem er drei Mal einem Taliban-Gericht vorgeführt worden war, wurde er am 19. September 2024 für schuldig befunden, Propaganda gegen die De-facto-Behörden verbreitet zu haben. Zunächst brachte man ihn in das Gefängnis Pul-e Charkhi, verlegte ihn am 28. März 2025 jedoch in das Bagram-Gefängnis, das von den Taliban zur Inhaftierung politischer Gefangener genutzt wird. Seine Familie wurde im Vorhinein nicht über die Verlegung in Kenntnis gesetzt und durfte ihn erst am 16. April für eine halbe Stunde und in Anwesenheit eines Taliban-Soldaten besuchen.
Viele Journalist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen haben die willkürliche Inhaftierung von Hamid Farhadi verurteilt und seine sofortige und bedingungslose Freilassung gefordert.
In Afghanistan schrumpft der zivilgesellschaftliche Raum zusehends. Die Taliban betrachten Menschenrechtsverteidiger*innen, protestierende Frauen, Basisorganisationen, Journalist*innen und politische Aktivist*innen als politische Gegner*innen. Afghanistan ist nach wie vor einer der gefährlichsten Orte der Welt für Menschenrechtler*innen und Journalist*innen, da die Taliban weiterhin exzessive und tödliche Gewalt anwenden, um all jene zu unterdrücken, die sich ihrer drakonischen Linie und ihrem willkürlichen Vorgehen widersetzen. Menschenrechtler*innen aus Afghanistan sehen sich zunehmend gezwungen, das Land zu verlassen, da seit der Machtergreifung der Taliban eine politische, humanitäre und wirtschaftliche Krise herrscht und sie durchgehend eingeschüchtert und in ihren Rechten verletzt werden.