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Saudi-Arabien – Briefaktion

Zu Unrecht Inhaftierter Geistlicher gefoltert

Der zu Unrecht inhaftierte Geistliche Scheich Salman Alodah (auch: Salman al-Odah) wird seit sieben Jahren in Einzelhaft festgehalten. Nach dem Völkerrecht kommt dies Folter gleich. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zusehends. Scheich Salman Alodah wurde am 7. September 2017 ohne Haftbefehl festgenommen, nachdem er einen Tweet veröffentlicht hatte, in dem er mit Blick auf eine Unterbrechung der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Katar für die «Einigkeit der Herzen» betete. Er ist wegen 37 Straftaten angeklagt, darunter die Unterstützung der Proteste des Arabischen Frühlings. Die Staatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe.

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Nach dem Völkerrecht und internationalen Standards ist die langjährige Einzelhaft des 68-jährigen Scheich Salman Alodah als Folter oder eine andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung einzustufen. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich immer weiter, sein Hör- und Sehvermögen sind bereits massiv geschädigt.

Angehörige der Staatssicherheit nahmen Scheich Salman Alodah am 7. September 2017 ohne Haftbefehl zuhause fest. Nur wenige Stunden zuvor hatte er einen Tweet veröffentlicht, in dem er mit Blick auf einen diplomatischen Streit zwischen Saudi-Arabien und Katar für die «Einigkeit der Herzen» betete. Seine Festnahme war Teil einer Verhaftungswelle von Schriftsteller*innen, Geistlichen und Aktivist*innen. In den ersten Monaten seiner Inhaftierung wurde er mit Schlafentzug gefoltert, während der Verhöre war er an einen Stuhl gefesselt. Nach fast einem Jahr wurde er im August 2018 in einer geheimen Verhandlung vor dem Sonderstrafgericht für Terrorismusbekämpfung (SCC) in 37 Punkten angeklagt. So werden ihm unter anderem die Unterstützung von Protesten in der arabischen Welt und die Forderung nach der Freilassung von Gefangenen in den Medien und den Sozialen Medien vorgeworfen. Im Mai 2019, nach einer zweiten Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit, informierte sein Rechtsbeistand die Familie von Scheich Salman Alodah, dass die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe beantragt hatte. Seine letzte Anhörung vor Gericht fand im Juli 2021 statt, das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Scheich Salman Alodah ist ein bekannter und einflussreicher islamischer Gelehrter. Bis 2011 moderierte er eine Fernsehsendung bei einem grossen Fernsehsender und später bei YouTube, verfasste Dutzende von Büchern und hatte mehr als 12 Millionen Follower auf X (früher Twitter). Er setzte sich für politische und Bürgerrechte in Saudi-Arabien ein und forderte Reformen. Seine willkürliche Inhaftierung, der unfaire Prozess und das mögliche Todesurteil, die politisch motiviert zu sein scheinen, sind Teil der zunehmenden Unterdrückung kritischer Stimmen in Saudi-Arabien in den letzten Jahren.

Zwei Monate nach der Festnahme von Scheich Salman Alodah durchsuchten Männer in Zivil und mit Sturmhauben, die vermutlich zum Direktorat für Staatssicherheit gehören, am 13. November 2017 sein Haus und beschlagnahmten elektronische Geräte und Bücher. Die Frage nach einem Durchsuchungsbefehl verneinten die Männer, ausserdem weigerten sie sich, der Familie einen Grund für die Durchsuchung zu nennen.

Seit seiner Festnahme gilt für alle Angehörigen von Scheich Salman Alodah, die in Saudi-Arabien leben, ein inoffizielles Reiseverbot. Betroffen sind 19 Personen.

Scheich Salman Alodah wurde in den ersten fünf Monaten seiner Haft ohne Kontakt zur Aussenwelt und in Einzelhaft festgehalten. Er hatte keinen Zugang zu seiner Familie oder zu einem Rechtsbeistand, mit Ausnahme eines kurzen Telefonats einen Monat nach seiner Festnahme. Im Januar 2018 wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, da sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte. Erst einen Monat später durfte er seine Angehörigen anrufen. Jetzt darf Scheich Salman Alodah regelmässig, etwa einmal im Monat, von seiner Familie besucht werden, allerdings wird er weiterhin überwiegend in Einzelhaft festgehalten.

In den von Amnesty International eingesehenen Gerichtsdokumenten wird Scheich Salman Alodah in 37 Punkten angeklagt, unter anderem wegen Verbindungen zur Muslimbruderschaft. Ausserdem soll er eine Revolution gegen das Königreich angezettelt und weitere Revolutionen in arabischen Ländern unterstützt haben, «indem er Clips beworben hat, die die Revolutionen unterstützen». Er habe «Zeit investiert, um auf Unzulänglichkeiten in internen Angelegenheiten aufmerksam zu machen und die Missstände von Gefangenen bekannt zu machen». Ausserdem habe er die Meinungsfreiheit gefördert. «Durch die Veröffentlichung von diffamierenden Beiträgen in den Sozialen Medien, die Forderungen enthielten, die die Massen emotionalisierten» habe er Zwietracht gesät und die öffentliche Meinung angeheizt. Er hätte sich der Aufwiegelung gegen den Staat schuldig gemacht, «durch die Forderung nach Freilassung von Gefangenen, durch Beschuldigungen gegen das Innenministerium und der Gefängnisse im Königreich wegen Übertretungen, durch die Aufforderung an das Innenministerium, Fehler einzugestehen, und durch Kritik an der Entscheidungspolitik des Königreichs».

Amnesty International dokumentiert immer wieder, dass die saudischen Behörden zunehmend gegen das Recht auf freie Meinungsäusserung vorgehen und dabei sowohl Staatsangehörige als auch Ausländer*innen ins Visier nehmen, von denen viele zu langen Haftstrafen verurteilt werden, nur weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäusserung, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit friedlich wahrgenommen haben. Dazu gehört auch die Kritik an der Regierung und ihrer Politik.

Die Prozesse entsprechen bei weitem nicht den internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren. Die Betroffenen werden häufig ohne Anklage und ohne Kontakt zur Aussenwelt in Einzelhaft gehalten und haben keinen Zugang zu Rechtsbeiständen oder Gerichten, um die Rechtmässigkeit ihrer Inhaftierung anzufechten. Seit Juli 2013 hat Amnesty International die Fälle von 86 Personen dokumentiert, die allein wegen der Ausübung ihrer Rechte auf freie Meinungsäusserung, Vereinigungsfreiheit und friedliche Versammlung verfolgt wurden, darunter Menschenrechtsverteidiger*innen, friedliche Aktivist*innen, Journalist*innen, Dichter*innen und Geistliche. 40 von ihnen wurden wegen Meinungsäusserungen in den Sozialen Medien strafrechtlich verfolgt. Amnesty International ist bewusst, dass die tatsächliche Zahl derartiger Strafverfolgungen vermutlich wesentlich höher ist.

Werden Sie aktiv:

Setzen Sie sich für Salman Alodah (Salman al-Odah)  ein: Senden Sie einen Appellbrief
– per Post, E-Mail oder X/Twitter und posten Sie auch in den sozialen Medien an die unter ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE angegebene(n) Zielperson(en) und Kontakte.

Frist zum Mitmachen: 10. Oktober 2025.
Schreiben Sie in Arabisch, Englisch oder in Ihrer eigenen Sprache.

 

Bitte setzen Sie noch Ihren Namen (oder Initialen) an das Ende der Nachricht. Sie können die Nachricht gerne auch noch anpassen und z.B. den Namen und die Forderungen hervorheben. 

In den ADRESSEN finden Sie noch eine weitere Zielperson zum Anschreiben.
Wenn das Versenden nicht klappt: Ersetzen Sie das Komma (,) zwischen den Mail-Adressen mit einem Semikolon (;) oder nehmen Sie nur eine einzelne Adresse pro Feld.
Um zu verhindern, dass die Mails im Spam landen, ist es ratsam, den Betreff zu verändern.

Briefvorschlag - Deutsch

Exzellenz

Der zu Unrecht inhaftierte Geistliche Scheich Salman Alodah wird seit sieben Jahren in Einzelhaft festgehalten. Nach dem Völkerrecht kommt dies Folter gleich. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zusehends. Scheich Salman Alodah wurde am 7. September 2017 ohne Haftbefehl festgenommen, nachdem er einen Tweet veröffentlicht hatte, in dem er mit Blick auf eine Unterbrechung der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Katar für die «Einigkeit der Herzen» betete. Er ist wegen 37 Straftaten angeklagt, darunter die Unterstützung der Proteste des Arabischen Frühlings. Die Staatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe.

Bitte veranlassen Sie, dass Scheich Salman Alodah unverzüglich und bedingungslos freigelassen wird.

Bis dahin bitte ich Sie sicherzustellen, dass seine Einzelhaft beendet wird, weitere Verletzungen seiner Rechte auf ein faires Verfahren unterbunden werden und dass er Zugang zu medizinischer Versorgung erhält.

Hochachtungsvoll,
 

Model letter - English

Your Excellency,

I am deeply concerned about the prolonged and arbitrary detention in solitary confinement of Sheikh Salman Alodah. At 68 years old, he has spent more than seven years in solitary confinement, which amounts to torture or other cruel, inhuman or degrading treatment under international law and standards, and has lost half his vision and hearing.

State security officials arrested Sheikh Salman Alodah from his home on 7 September 2017 as part of a wave of arrests of writers, clerics and activists, just a few hours after he posted a tweet praying for «unity of hearts», during a diplomatic stand-off between Saudi Arabia and Qatar. For the first few months of his detention, he was subjected to sleep deprivation and tied to a chair during interrogations. Nearly a year later, in August 2018, he was charged on 37 counts in a secret trial session in front of the counter-terror Specialized Criminal Court (SCC), including for supporting protests in the Arab world and demanding the release of prisoners in the media and on social media. In May 2019, after a second secret trial session, his lawyer informed Sheikh Salman Alodah’s family that the Public Prosecutor had sought the death penalty for him. His last court hearing was in July 2021 and his trial has been pending since.

Sheikh Salman Alodah is a prominent and influential Islamic scholar. Before 2011, he hosted a TV show on a major TV network and then later YouTube, authored dozens of books and had more than 12 million followers on his X (formerly Twitter) account. He advocated prominently for reform including for political and civil rights in Saudi Arabia. His arbitrary detention, unfair trial and potential death sentence, which appear to be politically motivated, are part of Saudi Arabia’s increasing repression of critical voices in recent years.

The Saudi authorities must immediately and unconditionally release Sheikh Salman Alodah. Until then, they must end his solitary confinement, provide him with adequate medical care and prevent further violations to his fair trial rights.

Yours sincerely,
 

Social Media Guide

Twitter target:
@MojKsa

Hashtags:
#FreeAlodah

Suggested messaging:

Sheikh Salman Alodah has been held in solitary confinement in Saudi Arabia for over 7 years, an act that amounts to torture or other ill treatment under international law. His health is deteriorating. He’s lost half his hearing and eyesight. Demand his release. #FreeAlodah

In 2017, Alodah tweeted a call for peace during a diplomatic standoff. Hours later, he was arrested without a warrant. He faces a possible death sentence after a secret trial on charges including supporting protests and freedom for prisoners.
 

Adressen

Justizminister:
Walid bin Mohammad AlSama'ani
Minister of Justice
Postal Code 11472, P.O. Box 7775
Riyadh
Saudi Arabia

E-Mail: 1950@moj.gov.sa
→  Das Justizministerium antwortet auf E-Mails der Bewegung mit einer Standardnachricht, in der es heisst, dass der Untersuchungsgegenstand nichts mit dem Justizministerium zu tun habe. Bitte lassen Sie sich nicht beirren, es zeigt auch auf, dass unsere E-Mails gelesen werden!


Zusätzliche Zielperson für einen Appellbrief
:

The Saudi Human Rights Commission:
Dr. Hala bint Mazyad bin Mohammed Al-Tuwaijri
E-Mail: po@hrc.gov.sa
Twitter: @HRCSaudi
Fax: +966114185101

KOPIEN AN

Botschaft des Königreichs Saudi-Arabien
Kirchenfeldstrasse 64
3005 Bern

Fax: 031 351 45 81
E-Mail (korrigiert): chemb@mofa.gov.sa
cemb@mofa.gov.sa = ist falsch, ein 'h' fehlt
saudia.be@bluewin.ch = ist nicht mehr aktiv!



Weltweite Briefzustellung: Der Versand von Briefen ist in fast alle Länder möglich. Trotzdem kann der Zustellservice aus unterschiedlichen Gründen zeitweise eingestellt werden. Wir aktualisieren die Infos soweit möglich.
Bitte prüfen Sie vorher bei der Schweizer Post, ob Briefe im Zielland aktuell zugestellt werden:
Verkehrseinschränkungen ›


• AkTuelle Dokumente

DRUCKFERTIGE MODELLBRIEFE:
•  MODELLBRIEF DEUTSCH 053/25 (WORD)
•  MODEL LETTER ENGLISH 053/25 (WORD)

DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DATEI:
(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
•  UA 053/25 – DEUTSCH
•  UA 053/25 – ENGLISH
 

Versandmöglichkeiten und Zielperson(en) siehe: ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE
Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
 


English version (click on title to open):

Unjustly detained reformist cleric tortured

Unjustly detained cleric Sheikh Salman Alodah has been held in solitary confinement for seven years - the entire duration of his detention - which amounts to torture or other ill-treatment under international law. His health is deteriorating and he has lost half of his hearing and eyesight. Sheikh Salman Alodah was arrested without a warrant on 7 September 2017, a few hours after posting a tweet praying for the «unity of hearts» during a diplomatic stand-off between Saudi Arabia and Qatar. In a secret trial before the Specialized Criminal Court in 2018, he was charged with 37 offences, including supporting Arab Spring protests and calling for the release of prisoners in Saudi Arabia on social media. The prosecution has sought the death penalty in his case. Sheikh Salman Alodah is unjustly detained and Saudi authorities must immediately and unconditionally release him.

On 13 November 2017, two months after Sheikh Salman Alodah’s arrest, men in civilian clothing and balaclavas who were believed to be from the state security directorate searched Sheikh Salman Alodah’s house and confiscated electronic devices and books. The family asked whether the men had a warrant, and the men said no. The men refused to give the family a reason for the search.

Since his detention, Sheikh Salman Alodah’s entire family in Saudi Arabia are on an unofficial travel ban, a total of 19 individuals.

Sheikh Salman Alodah was detained incommunicado and in solitary confinement for the first five months of his detention, with no access to his family or a lawyer, except for one brief phone call a month after his arrest. In January 2018, he was hospitalized as his health was deteriorating. He was only allowed to call his family a month later. Although he is predominantly held in solitary confinement, Sheikh Salman Alodah has now been permitted regular visits from his family, around once a month.

In court documents reviewed by Amnesty International, Sheikh Salman Alodah is charged on 37 counts, including for association with the Muslim Brotherhood, «incitement to drag the Kingdom into internal revolutions and supporting revolutions in Arab countries by promoting clips that support the revolutions, conveying an image of what the people are suffering, and investing time in focusing on shortcomings in internal affairs, highlighting the grievances of prisoners, and promoting freedom of opinion», and «inciting discord and inciting public opinion through defamation by publishing speech on social media that included demands that touched the emotions of the masses, inciting them against the state by demanding the release of prisoners, accusing the Ministry of Interior and prisons in the Kingdom of transgression, demanding that the Ministry of Interior admit mistakes, and criticizing the Kingdom's decision-making policy».

Amnesty International has documented the Saudi authorities’ increasing crackdown on freedom of expression, targeting both citizens and foreign nationals, many of whom have been sentenced to lengthy prison terms solely for peacefully exercising their rights to freedom of expression, association and peaceful assembly. This includes criticizing the government and its policies.

Legal proceedings in these cases fall far short of international fair trial standards. Individuals are often held incommunicado without charge, in solitary confinement and denied access to lawyers or the courts to challenge the lawfulness of their detention. Since 2013, Amnesty International has documented the cases of 86 individuals who have been prosecuted solely for exercising their rights to freedom of expression, association and peaceful assembly, including human rights defenders, peaceful political activists, journalists, poets and clerics. Of those, 40 were prosecuted for expressing their opinions on social media. Amnesty International is aware that the real number of such prosecutions is likely much higher.


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