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Saudi-Arabien – Briefaktion

Ägyptischem Fischer droht Hinrichtung

Dem ägyptischen Fischer Essam Ahmed droht in Saudi-Arabien unmittelbar die Hinrichtung. Saudische Behörden hatten ihn im Dezember 2021 auf See zwischen Saudi-Arabien und Ägypten festgenommen. Nach seinen Angaben wurde er von einem bewaffneten Mann gezwungen, Drogen zu transportieren. Im November 2022 verurteilte in das Strafgericht in Tabuk nach einem grob unfairen Verfahren wegen Drogendelikten zum Tode. Essam Ahmed gab an, sofort nach seiner Festnahme gefoltert worden zu sein und unter Folter Drogenhandel «gestanden» zu haben. Während seiner Festnahme und der Ermittlungen hatte er keinen Rechtsbeistand. Der Schuldspruch und das gegen Essam Ahmed verhängte Todesurteil müssen unverzüglich aufgehoben, und es muss ein faires Wiederaufnahmeverfahren ohne Rückgriff auf die Todesstrafe eingeleitet werden.

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Essam Ahmed, einem ägyptischen Fischer, droht unmittelbar die Hinrichtung, sollte sein Todesurteil nicht aufgehoben werden. Die saudischen Behörden nahmen Essam Ahmed im Dezember 2021 fest. Er befand sich irgendwo im Meer zwischen Saudi-Arabien und Ägypten. Nach seinen Angaben wurde er von einem bewaffneten Mann gezwungen, ein Paket aus Ägypten über das Meer zu transportieren. Er habe das Paket im Wasser fallen lassen und sei von saudischen Grenzwachen aufgegriffen worden, als er sich noch in ägyptischem Gewässer befand.

Aus Amnesty International vorliegenden Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Essam Ahmed wegen des Drogenhandels mit rund 300'000 Amphetaminpillen, 270 Gramm Opium, 189 Gramm Heroin sowie des Konsums von verbotenen Pillen und Haschisch angeklagt wurde. Er wurde nach Paragraf 37 des Gesetzes zur Kontrolle von Drogen und psychotropischen Substanzen schuldig gesprochen und verurteilt. Das Gericht verurteilte ihn zum Tode, obwohl es sich um ein sogenanntes Ta‘zir-Verbrechen handelt, bei dem die Todesstrafe nicht obligatorisch ist. Die Verhängung von Todesurteilen für Drogendelikte verstösst gegen das Völkerrecht und internationale Standards.

Wie Essam Ahmed angab, wurde er nach seiner Festnahme in eine Haftanstalt an der saudischen Küste gebracht und drei Tage lang geschlagen. Schliesslich unterzeichnete er ein «Geständnis», dass er Drogen transportiert habe und in saudischen Gewässern festgenommen wurde. Das Gerichtsverfahren von Essam Ahmed war grob unfair. Er erzählte vor Gericht, dass er in Ägypten unter Androhung von Waffengewalt gezwungen wurde, das Paket mitzunehmen. Seine Angaben wurden jedoch weder in die Gerichtsdokumente aufgenommen, noch während des Rechtsmittelverfahrens aufgegriffen. Nach Angaben seiner Familie hatte er weder während seiner Festnahme noch während der Ermittlungen einen Rechtsbeistand. Die Verhängung der Todesstrafe nach einem unfairen Gerichtsverfahren kommt Willkür gleich.

Aus Amnesty International vorliegenden Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Essam Ahmed nicht vorbestraft und zum Zeitpunkt seiner Festnahme 25 Jahre alt war. Nach Angaben seiner Familie hatte er weder während seiner Festnahme noch während der Ermittlungen einen Rechtsbeistand. Zu Beginn seines Verfahrens wurde ihm ein Rechtsbeistand zur Seite gestellt, aber es war schwierig, Antworten von diesem Rechtsbeistand zu erhalten, und auch die Anklagepunkte teilte er der Familie von Essam Ahmed nicht umgehend mit, noch gab er dessen Gerichtsunterlagen zügig weiter. Wie die Familie mitteilte, hat der vom Gericht bestellte Rechtsbeistand sie nicht informiert, dass die Möglichkeit einer Begnadigung bestand, dass das Rechtsmittel innerhalb eines Monats eingereicht werden muss und dass der Oberste Gerichtshof seine Entscheidung nach vier Monaten treffen würde.

Während des Rechtsmittelverfahrens von Essam Ahmed beauftragte seine Familie zu hohen Kosten einen eigenen Rechtsbeistand. Nach Amnesty International vorliegenden Gerichtsdokumenten teilte dieser Anwalt dem Gericht mit, sein Klient sei das «Opfer von Drogenhändlern, die seine Jugend, seine Armut und seine finanzielle Bedürftigkeit ausnutzten». Der Verweis des Anwalts auf Ausnutzung wurde auch während des Rechtsmittelverfahrens nicht vom Gericht angesprochen.

Der Bericht von Essam Ahmed weist mehrere Elemente auf, die von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Bezug auf Menschenhandel genannt werden: So gab Essam Ahmed an, dass er unter Vortäuschung falscher Tatsachen rekrutiert, ohne sein Wissen oder seine in Kenntnis der Sachlage gegebene Zustimmung über Seegrenzen geschafft wurde, um verbotene Drogen zu transportieren, und dass er unter Drohungen gezwungen wurde, sich in Gefahr zu begeben (und über eine Seegrenze zu schwimmen).

Nach Angaben der offiziellen Presseagentur hat Saudi-Arabien zwischen Januar 2014 und Juni 2025 1'816 Menschen hinrichten lassen. Fast jeder Dritte von ihnen wurden wegen Drogendelikten hingerichtet. Von den 597 Personen, die in dem zehnjährigen Zeitraum wegen Drogendelikten hingerichtet wurde, waren fast drei Viertel (75 Prozent) ausländische Staatsangehörige. Im Jahr 2024 hat Saudi-Arabien mindestens 345 Hinrichtungen vollstreckt. Diese Zahl stellt die höchste Anzahl von Hinrichtungen dar, die Amnesty International in den letzten dreissig Jahren in Saudi-Arabien dokumentiert hat.

Internationale Menschenrechtsverträge und -standards schliessen Drogendelikte aus dem zulässigen Anwendungsbereich der Todesstrafe aus. Amnesty International lehnt die Todesstrafe uneingeschränkt in allen Fällen und ohne Ausnahme ab, ungeachtet der Art und Umstände des Verbrechens, der Schuld oder Unschuld oder anderer Eigenschaften der Person oder der Hinrichtungsmethode. Die Organisation betont seit langem, dass die Todesstrafe das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschriebene Recht auf Leben verletzt und die grausamste, unmenschlichste und erniedrigendste aller Strafen darstellt.

In den letzten fünf Jahren haben die saudischen Behörden wiederholt eine Reform des Einsatzes der Todesstrafe angekündigt. So sollten u. a. die Hinrichtungen bei Drogendelikten eingeschränkt werden. Die saudischen Behörden haben Refombeschlüsse entweder rückgängig gemacht oder die Reformen nicht im Einklang mit internationalen Standards durchgeführt. Im Januar 2021 verkündete die saudi-arabische Menschenrechtskommission SHRC als Teil des umfassenden Pakets von Kronprinz Mohammed bin Salman zur Reform der Strafjustiz ein Moratorium für Hinrichtungen im Zusammenhang mit Drogen. Dieses war von Februar 2020 bis November 2022 für 33 Monate wirksam. Im November 2022 wurde das Moratorium plötzlich aufgehoben, woraufhin die Zahl der Hinrichtungen im Zusammenhang mit Drogen noch im selben Monat anstieg.

Werden Sie aktiv:

Setzen Sie sich Essam Ahmed ein: Senden Sie einen Appellbrief
– per Post, X/Twitter oder Fax und posten Sie auch in den sozialen Medien an die unter ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE angegebene(n) Zielperson(en) und Kontakte.

Frist zum Mitmachen: 7. Dezember 2025.
Schreiben Sie in Arabisch, Englisch oder in Ihrer eigenen Sprache.

Briefvorschlag - Deutsch

Majestät

Mit grosser Sorge habe ich von der unmittelbar bevorstehenden Hinrichtung von Essam Ahmed erfahren. Sein Verfahren soll ein unter Folter erzwungenes Geständnis zur Grundlage haben. Auch das hier nicht zwingende Todesurteil ist aufgrund des unfairen Gerichtsverfahrens als willkürlich zu betrachten.

Ich fordere Sie daher höflich und mit Nachdruck auf, das Todesurteil gegen Essam Ahmed nicht zu ratifizieren und die zuständigen Behörden aufzufordern, ihre Verurteilungen aufzuheben und ein faires Wiederaufnahmeverfahren ohne Rückgriff auf die Todesstrafe anzuordnen.

Bitte erlassen Sie ein Hinrichtungsmoratorium als ersten Schritt hin zur vollständigen Abschaffung der Todesstrafe in Saudi-Arabien.

Hochachtungsvoll,
 

Model letter - English

Your Majesty King Salman bin Abdulaziz Al Saud,

I am deeply distressed that Essam Ahmed, an Egyptian fisherman, is at imminent risk of execution and will be put to death unless you quash his conviction death sentence. Saudi authorities arrested Essam Ahmed in December 2021. He was in the sea somewhere between Saudi Arabia and Egypt. He said he was coerced by a man wielding a gun to carry a package by sea from Egypt. He said he dropped the package in the water and was intercepted by Saudi border guards while still in Egyptian waters.

According to court documents reviewed by Amnesty International, Essam Ahmed was charged with trafficking around 300’000 amphetamine pills, 270 grams of opium, 180 grams of heroin and consumption of prohibited pills and hashish. He was convicted and sentenced under Article 37 of the Narcotics and Psychotropic Substances Control Law (1426 H). The judge imposed a death sentence on him, despite the discretion he had as ata’zir crime to choose another punishment. The use of the death penalty for drug-related offences violates international law and standards.

Essam Ahmed said he was taken to a detention centre on the Saudi shore after his arrest and beaten for three days. He eventually signed a «confession» that he had transported drugs and that he was arrested in Saudi waters. Essam Ahmed has been subjected to a grossly unfair trial. He told the judge that he was threatened at gunpoint in Egypt and that he had been coerced into carrying the package, but his claims were not included in his court documents or raised during the appeal process. His family said that he had no legal representation during his arrest nor investigation. Unfair proceedings render the use of the death penalty arbitrary.

I urge you not to ratify the death sentence of Essam Ahmed, and to call on the competent authorities to quash their convictions and order a fair retrial without recourse to the death penalty. Saudi Arabia must immediately establish an official moratorium on executions with a view to abolishing the death penalty.

Yours sincerely,
 

Social Media Guide

Twitter target:

@KingSalman

Hashtags:

#SaveEssamAhmed

Suggested messaging:

URGENT: Egyptian fisherman Essam Ahmed is at imminent risk of execution in Saudi Arabia. He was arrested at sea in Dec 2021, tortured into making a "confession", and sentenced to death after an unfair trial.

Essam says he was forced at gunpoint to transport drugs. Executing him would be a grave injustice. His conviction and death sentence must be immediately quashed.
 

Adressen

König von Saudi-Arabien:
King Salman bin Abdul Aziz al Saud
Office of His Majesty the King
Royal Court
Riyadh
Saudi Arabia
Fax: +961 11 403 3125
X/Twitter: @KingSalman


Zusätzliche Zielperson zum Anschreiben
:

The Saudi Human Rights Commission:
Dr. Hala bint Mazyad bin Mohammed Al-Tuwaijri
E-Mail: info@hrc.gov.sa
X/Twitter: @HRCSaudi
Phone: +966114185100
Fax: +966114185101


KOPIEN AN

Botschaft des Königreichs Saudi-Arabien
Kirchenfeldstrasse 64
3005 Bern

Fax: 031 351 45 81
E-Mail: chemb@mofa.gov.sa



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DRUCKFERTIGE MODELLBRIEFE:
•  MODELLBRIEF DEUTSCH 065/25 (WORD)
•  MODEL LETTER ENGLISH 065/25 (WORD) 

DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DATEI:
(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
•  UA 065/25 – DEUTSCH
•  UA 065/25 – ENGLISH
 

Versandmöglichkeiten und Zielperson(en) siehe: ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE
Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
 


English version (click on title to open):

Stop the execution of Essam Ahmed

Essam Ahmed, an Egyptian fisherman, is at imminent risk of execution in Saudi Arabia. Saudi authorities arrested him in December 2021 from the sea between Saudi Arabia and Egypt. Essam Ahmed said he was coerced by a man wielding a gun to transport drugs. In November 2022, the Criminal Court in Tabuk sentenced him to death after a grossly unfair trial for drug-related offences. Essam Ahmed said he was tortured immediately after his arrest and «confessed» under torture to drug trafficking. He had no lawyer throughout his arrest and investigation period. Essam Ahmed's conviction and death sentence must be immediately quashed and a fair retrial established, without resort to the death penalty.

According to court documents analysed by Amnesty International, Essam Ahmed had no previous criminal record and was 25 years old when he was arrested. Essam Ahmed’s family said that he had no legal representation during his arrest nor investigation. He was given a court-appointed lawyer when his trial began, but it was difficult to get responses from the lawyer and the lawyer did not promptly share the charges against Essam Ahmed or his court documents. The family said that the court-appointed lawyer did not inform them about the possibility of clemency, did not tell them the appeal had to be filed within a month, or that the Supreme Court would issue its ruling after four months.

A «confession» Essam Ahmed said was extracted under torture was included in his court documents, which stated: «He confessed to trafficking 334,000 pills of amphetamine pills … and he stated that he transported the quantity from Nuweiba city [coastal town] through the sea, and that was after he connected with the financier and dropped him off near the Saudi maritime border, and he completed the route swimming until he was arrested».

During Essam Ahmed’s appeals process, the family hired a lawyer privately, at great cost to themselves. According to court documents reviewed by Amnesty International, the lawyer told the judge that his client «is considered a victim of drug traffickers who have exploited his young age, poverty and financial need». The lawyer’s claim of exploitation was not addressed by the judge also during the appeal process.

Essam Ahmed’s account reflects several of the elements identified by the International Organization for Migration (IOM) on trafficking: Essam Ahmed said that he was recruited under deceptive conditions; transported across maritime borders without full knowledge or informed consent to carry prohibited drugs; and, coerced under threat and forced into physical risk (swimming across a maritime border).

Between January 2014 and June 2025, Saudi Arabia executed 1’816 people, according to the official press agency. Nearly one in three were executed for drug-related offences. Out of the 597 people executed for drug-related offences during the ten-year period, foreign nationals made up nearly three-quarters (75%) of such executions. In 2024 Saudi Arabia carried out a record 345 executions. The 345 executions carried out in 2024 marked the highest number of executions Amnesty International has recorded in Saudi Arabia in over three decades.

Over the past five years, the Saudi authorities have repeatedly announced reforms to their use of the death penalty, including promising to limit executions for drug-related offences. The Saudi authorities have either backtracked or failed to implement reforms in line with international standards. In January 2021, as part of Crown Prince Mohammed bin Salman’s wider package of criminal justice reforms, Saudi Arabia's Human Rights Commission (SHRC) announced a moratorium on drug-related executions which remained in place for 33 months between February 2020 and November 2022. In November 2022, the moratorium was abruptly lifted, followed by a spike in drug-related executions that same month.

 International human rights treaties and standards exclude drug-related offences from the permissible scope of the death penalty. Amnesty International opposes the death penalty unconditionally, in all cases without exception, regardless of the nature or circumstances of the crime, the guilt, innocence or other characteristics of the person, or the method used by the state to carry out the execution. The organization has long held that the death penalty violates the right to life, as recognized in the Universal Declaration of Human Rights, and is the ultimate cruel, inhuman and degrading punishment.


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Please take action before 7 December 2025.
Preferred language: Arabic, English. You can also write in your own language.