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Brasilien – Briefaktion

Gesetzesvorhaben gefährdet Klima und Menschenrechte

Trotz scharfer Kritik hat der brasilianische Kongress am 17. Juli das sogenannte «Zerstörungsgesetz» verabschiedet, das die Genehmigung neuer Öl-, Gas-, Bergbau- und Agrarprojekte deutlich erleichtert. Der Prozess war intransparent und es gab keine öffentliche Debatte. Jetzt hat Präsident Lula 15 Tage Zeit, um es zu unterzeichnen – oder ein Veto einzulegen.

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Mit dem Gesetzentwurf soll ein Selbsterklärungsverfahren für Umweltlizenzen eingeführt werden, womit wichtige Prüfmechanismen zum Umweltschutz umgangen werden könnten. Ausserdem ist der Menschenrechtsschutz nicht gewährleistet. Amnesty International fordert den Präsidenten auf, sein Veto gegen dieses Gesetz einzulegen. Es gefährdet die Rechte auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt, auf den Zugang zu Informationen, auf Öffentlichkeitsbeteiligung und auf den Zugang zur Justiz. Ausserdem wären die Rechte indigener Gemeinschaften sowie die Klimagerechtigkeit gefährdet.

Am 17. Juli hat der brasilianische Kongress das «Allgemeine Umweltlizenzgesetz» verabschiedet, das von der Zivilgesellschaft auch als «Zerstörungsgesetz» (PL da Devastação) bezeichnet wird. Jetzt wird es vom Präsidenten geprüft. Wenn Lula da Silva das Gesetz unterzeichnet, wird es die Befugnisse der Bundesbehörden zur Erteilung von Umweltgenehmigungen massiv schwächen. Zukünftig wäre die automatische Genehmigung der meisten Projekte über eine «Lizenz durch Haftung und Verpflichtung» möglich – die ausschliesslich auf Selbsterklärungen basiert. Vorherige Umwelt- oder Menschenrechtsprüfungen würden entfallen. Ausserdem wären ganze Sektoren wie die Agroforstwirtschaft und die Viehzucht von der Genehmigungspflicht ausgenommen. Stattdessen sieht das Gestz eine «spezielle Umweltlizenz» für sie vor, mit der von der Regierung bestimmte strategische Projekte ohne umfassende Umweltprüfung beschleunigt werden könnten. Diese Änderungen stellen ernste und unumkehrbare Risiken für das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt dar und würden die Umweltzerstörung, den Verlust der biologischen Vielfalt und den Klimawandel beschleunigen.

Der Gesetzesentwurf sieht ausserdem eine Einschränkung der Mitspracherechte von Institutionen vor, die sich für den Schutz indigener Rechte einsetzen. Diese sollen nur noch einbezogen werden, wenn es um die Genehmigung von Projekten geht, die sich auf bereits demarkiertem Land befinden. Dabei werden die vielen Gebiete ausser Acht gelassen, die nach wie vor auf die formelle Anerkennung als angestammtes Gebiet der indigenen Bevölkerung warten. Dies untergräbt die kollektiven Rechte indigener Gemeinschaften und Quilombolas auf ihr Land, ihre Territorien und Ressourcen.

Das Allgemeine Umweltlizenzgesetz (PL 2159/2021), weithin als «Zerstörungsgesetz» (Projeto de Lei da Devastação) bezeichnet, wurde am 17. Juli 2025 von der Abgeordnetenkammer mit 267 gegen 115 Stimmen verabschiedet. Es wird nun von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva geprüft, der ein Veto einlegen kann.

Der Gesetzentwurf 2159/2021 schwächt die Befugnisse der Bundesbehörden zur Erteilung von Umweltgenehmigungen massiv. Er wurde von der Agrar-, Öl- und Gasindustrie unterstützt und ohne angemessene öffentliche Debatte oder wirksame Beteiligung der Zivilgesellschaft verabschiedet. Zu den umstrittensten Bestimmungen darin gehört die Ausweitung der so genannten «Lizenz durch Haftung und Verpflichtung», die eine Genehmigung der meisten Projekte (mit Ausnahme derer, die als besonders umweltschädlich eingestuft werden) ohne vorherige Umwelt- und Menschenrechtsverträglichkeitsprüfungen ermöglichen würde. Im Rahmen dieses Mechanismus könnten Unternehmen die Genehmigungen für geplante Projekte zukünftig automatisch erhalten – ausschliesslich auf der Grundlage einer Selbsterklärung ohne Bewertung durch die zuständigen Behörden.

Ausserdem wären ganze Sektoren wie die Agroforstwirtschaft und die Viehzucht von der Genehmigungspflicht komplett ausgenommen. Für das Genehmigungsverfahren für Projekte aus diesen Sektoren wäre dann nur noch ein einfaches Formular erforderlich, ohne weitere Prüfung eventueller Umweltauswirkungen. Darüber hinaus sieht der Gesetzentwurf eine «spezielle Umweltlizenz» für Projekte vor, die von der Regierung als «strategisch» eingestuft werden. Dazu gehört auch die Ölförderung. In diesen Fällen wäre die Prüfung von Projekten beschleunigt, indem das Genehmigungsverfahren von drei bürokratischen Schritten auf einen reduziert und auf eine umfassende Folgenabschätzung verzichtet werden würde.

Diese Pläne gegen den Umweltschutz stellen eine Gefahr für das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt dar, das von der UN-Generalversammlung anerkannt, im Protokoll von San Salvador zur Amerikanischen Menschenrechtskonvention (von Brasilien ratifiziert) bekräftigt und in Artikel 225 der brasilianischen Verfassung verankert wurde. Ausserdem verletzt der Gesetzentwurf die Rechte auf Zugang zu Informationen, Beteiligung der Öffentlichkeit und Zugang zur Justiz.

Was die Rechte der indigenen Gemeinschaften betrifft, so beschränkt der Gesetzentwurf PL 2159/2021 die Einbeziehung der zuständigen Behörden nur noch auf Projekte, die sich auf bereits demarkiertem – also formell als angestammtes Gebiet der indigenen Bevölkerung und Quilombola anerkanntem – Land befinden. Damit wird die Realität der unsicheren Landbesitzverhältnisse in Brasilien ignoriert. Rund 80% der Quilombola-Territorien und 32,6% des indigenen Gebietes sind noch nicht demarkiert. Das geplante Gesetz untergräbt die Rechte der indigenen Bevölkerung, die in von Brasilien ratifizierten Instrumenten wie der ILO-Konvention 169 oder der UN-Deklaration über die Rechte indigener Völker verankert sind.

Quilombo-Gemeinden sind afro-brasilianische Siedlungen, die Ende des 16. Jahrhunderts in abgelegenen ländlichen Gebieten Brasiliens entstanden, als sich flüchtende und freigelassene Sklav*innen (Quilombolas) der Sklaverei widersetzten. Die brasilianische Verfassung von 1988 (Artikel 215 und 216) und Artikel 68 der Übergangsbestimmungen erkennen das Recht der Nachfahren auf das Land an, das schon seit langem von den Quilombolas besiedelt ist.

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– per Post, E-Mail, X/Twitter, Facebook oder Instagram an die unter ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE angegebene(n) Zielperson(en) und Kontakte.

Frist zum Mitmachen: 15. August 2025.
Schreiben Sie in Portugiesisch oder in Ihrer eigenen Sprache.

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Briefvorschlag - Deutsch

Sehr geehrter Herr Präsident

Am 17. Juli hat der brasilianische Kongress das «Allgemeine Umweltlizenzgesetz» verabschiedet, das von der Zivilgesellschaft auch als «Zerstörungsgesetz» (PL da Devastação) bezeichnet wird. Jetzt wird es von Ihnen geprüft.Wenn Sie das Gesetz unterzeichnen, wird es die Befugnisse der Bundesbehörden zur Erteilung von Umweltgenehmigungen massiv schwächen. Zukünftig wäre die automatische Genehmigung der meisten Projekte über eine «Lizenz durch Haftung und Verpflichtung» möglich – die ausschliesslich auf Selbsterklärungen basiert. Vorherige Umwelt- oder Menschenrechtsprüfungen würden entfallen. Ausserdem wären ganze Sektoren wie die Agroforstwirtschaft und die Viehzucht von der Genehmigungspflicht ausgenommen. Stattdessen sieht das Gestz eine «spezielle Umweltlizenz» für sie vor, mit der von der Regierung bestimmte strategische Projekte ohne umfassende Umweltprüfung beschleunigt werden könnten. Diese Änderungen stellen ernste und unumkehrbare Risiken für das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt dar und würden die Umweltzerstörung, den Verlust der biologischen Vielfalt und den Klimawandel beschleunigen.

Der Gesetzesentwurf sieht ausserdem eine Einschränkung der Mitspracherechte von Institutionen vor, die sich für den Schutz indigener Rechte einsetzen. Diese sollen nur noch einbezogen werden, wenn es um die Genehmigung um Projekte geht, die sich auf bereits demarkiertem Land befinden. Dabei werden die vielen Gebiete ausser Acht gelassen, die nach wie vor auf die formelle Anerkennung als angestammtes Gebiet der indigenen Bevölkerung warten. Dies untergräbt die kollektiven Rechte indigener Gemeinschaften und Quilombolas auf ihr Land, ihre Territorien und Ressourcen.

In Anbetracht der schwerwiegenden Auswirkungen des geplanten Gesetzes und der verfassungsrechtlichen Verantwortung, die Sie tragen, bitte ich Sie eindringlich, Ihr vollständiges Veto gegen das «Zerstörungsgesetz» (PL da Devastação) einzulegen, um das Leben und die Menschenrechte, einschliesslich des Rechts auf eine gesunde Umwelt, zu schützen.

Ich möchte betonen, dass die Verabschiedung eines solchen Gesetzes den internationalen Menschenrechts- und Umweltverpflichtungen Brasiliens widersprechen würde, insbesondere mit Blick auf den brasilianischen Vorsitz bei der UN-Klimakonferenz 2025 (COP30). Jemand, der sich als Verfechter des Umweltschutzes sieht, kann eine solche Bedrohung der Menschenrechte und der Klimagerechtigkeit nicht zulassen.

Hochachtungsvoll,
 

Model letter - English

Mr. President Luis Inácio Lula da Silva

I am writing to you to share my concern about the «General Environmental Licensing Law», also referred to by civil society as «Devastation Bill» (PL da Devastação), approved by the Chamber of Deputies on 17 July 2025, now under your consideration.

This bill severely weakens Brazil’s environmental licensing framework by enabling automatic approval for most projects through «License by Adhesion and Commitment», based solely on self-declaration, without prior environmental or human rights assessments. It also exempts entire sectors, such as agroforestry and livestock, from licensing, and creates a «special environmental license» to fast-track government-designated strategic projects without full environmental review. These modifications pose serious and irreversible risks to the right to a clean, healthy, and sustainable environment and, if implemented, would accelerate environmental degradation, biodiversity loss, and climate change.

The bill also restricts the participation of institutions tasked with protecting Indigenous rights in the approval of projects to only those on demarcated lands, disregarding the many territories awaiting formal recognition. This undermines the collective rights of Indigenous Peoples and Quilombola communities to their lands, territories, and resources. We also stress that the bill was passed without meaningful public consultation and could lead to violations to the rights to access to information, public participation and access to justice.

In light of these severe impacts and the constitutional responsibility you uphold, we urgently request your full veto of the «PL da Devastação» to protect life, and human rights, including to a healthy environment. We emphasize that the approval of this bill contradicts Brazil’s international human rights and environmental commitments, especially in light of its presidency of the 2025 UN Climate Change Conference (COP30). A «climate leader» cannot allow this threat to human rights and climate justice.

Yours sincerely,
 

Social Media Guide

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- Veto, Lula! Our lives are at stake!

Main suggested message:

Say no to Devastation Bill. Veto Everything, Lula! #VetoLula #DevastationBillNo

President's handlers in social media:

Instagram: @lulaoficial
X/Twitter: LulaOficial
Facebook: Lula

 

Adressen

Luiz Inácio Lula da Silva
Presidente da República Federativa do Brasil
Palácio do Planalto
Praça dos Três Poderes
Brasília - DF, CEP 70150-900
BRASIL
-
E-Mail: gabinetepessoal@presidencia.gov.br
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KOPIEN AN

Botschaft von Brasilien
Monbijoustrasse 68
Postfach 573
3000 Bern 14
-
Fax: 031 371 05 25
E-Mail: brasemb.berna@itamaraty.gov.br



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DRUCKFERTIGE MODELLBRIEFE:
•  MODELLBRIEF DEUTSCH 068/25 (WORD)
•  MODEL LETTER ENGLISH 068/25 (WORD) 

DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DATEI:
(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
•  UA 068/25 – DEUTSCH
•  UA 068/25 – ENGLISH
 

Versandmöglichkeiten und Zielperson(en) siehe: ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE
Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
 


English version (click on title to open):

Bill threatens human rights and climate

President Lula da Silva must veto the «PL da Devastação» bill, approved on 17 July by Brazil’s Congress without public debate and transparency. This bill drastically weakens environmental licensing, undermines critical environmental institutions, and shows little regard for human rights. We call on the President to veto this bill, as it threatens the right to a clean, healthy and sustainable environment, the rights to access to information, public participation and access to justice, as well as the rights of Indigenous Peoples and climate justice.

The General Environmental Licensing Law (Bill PL 2159/2021), widely referred to as the «Devastation Bill» (Projeto de Lei da Devastação) was approved by the Chamber of Deputies on 17 July 2025, with 267 votes in favor and 115 against, and is now under review by President Luiz Inácio Lula da Silva, who holds the power to veto it.

Backed by agribusiness and the oil and gas industries, and approved without adequate public debate or effective participation by civil society, Bill 2159/2021 significantly weakens Brazil’s environmental licensing framework. Among its most alarming provisions is the expansion of the so-called «License by Adhesion and Commitment», which would allow most projects (excluding only those classified as high-impact) to bypass prior environmental and human rights impact assessments. Under this mechanism, companies could obtain automatic approval based solely on self-declaration, without any evaluation by competent authorities.

The bill also exempts entire sectors, such as agroforestry and livestock farming, from environmental licensing altogether. Projects in these sectors would require only a simple adherence form, with no technical scrutiny of their environmental impacts. Additionally, the bill introduces a «special environmental license» for government-designated «strategic» projects, including oil extraction, enabling them to be fast-tracked through a simplified, single-phase licensing process without full impact assessments.

These provisions against environmental safeguards pose serious risks to the right to a clean, healthy, and sustainable environment, recognized by the UN General Assembly, affirmed in the San Salvador Protocol to the American Convention on Human Rights (ratified by Brazil), and enshrined in Article 225 of the Brazilian Constitution. The bill also undermines the rights to access information, public participation, and access to justice.

With respect to Indigenous Peoples’ rights, the bill PL 2159/2021 restricts the participation of competent authorities to projects affecting officially demarcated Indigenous lands and titled Quilombola territories, ignoring the reality of land tenure insecurity in Brazil. Around 80% of quilombola territories (TQs) and 32.6% of Indigenous Lands (TIs) are awaiting titling. These provisions severely undermine the rights of indigenous peoples enshrined in instruments ratified by Brazil like the ILO Convention No. 169 or the UN Declaration on the Rights of Indigenous Peoples.

A group of UN Special Rapporteurs has already warned of the grave threats posed by the bill to human, including Indigenous Peoples’, rights. Overall, it represents a major setback to Brazil’s international human rights and environmental commitments. Brazil faces significant human rights challenges, including persistent police violence predominantly affecting Black youth, increasing gender-based violence, and ongoing threats to land and environmental defenders, especially those from Indigenous Peoples and Quilombola communities. Despite some progress, systemic issues like overcrowded prisons, limited social policy investment, and insufficient transitional justice measures for dictatorship-era abuses remain critical concerns.

The surge in deforestation and recurring wildfires, coupled with lax environmental enforcement, intensifies climate risks and undermines Indigenous rights to land and livelihood. The approval of regressive legislation such as the «PL da Devastação» deepens these threats by weakening environmental protections and facilitating exploitation.  Brazil must uphold its commitments to human rights, environmental protection, and climate agreements. Not to do so will risk undermining Brazil’s global leadership role in this crucial year for climate action. Effective responses depend on strengthening democratic oversight, ensuring justice for marginalized groups, and restoring robust environmental governance.


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